Ich will nur ein Beispiel nennen: Frank Gust (*1969), der "Rhein-Ruhr-Ripper", ermordete in der Zeit von 1994-1998 drei Frauen (Prostituierte, Anhalterinnen). Eines vierten Mordes (an seine Tante) konnte er nicht überführt werden - die anderen drei hat er gestanden. Er erschoss seine Opfer, ehe er sich an ihnen verging und trennte ihnen anschließend Hände und Kopf ab, um eine Identifizierung zu erschweren. Er sitzt eine lebenslange Freiheitsstrafe in der JVA Verl ab und wird nie mehr entlassen (Sicherheitsverwahrung). Er selbst lehnt jede Therapie und jedes Gnadengesuch ab, weil "er für nichts garantiert" (so seine eigene Aussage).
Und da frage ich mich - so wie du - wie wird ein solcher Mensch zu einem so grausamen Serientäter? Auch er war doch mal ein Kind - wie du und ich. Und so kaufte ich mir das Buch >"Brieffreundschaft" mit einem Serienmörder" von Petra Klages (Verlag Kirchschlager). Ein Buch, das erschüttert.
Am Anfang ist da ein kleiner Junge, offensichtlich weich, liebebedürftig, meist ausgeschlossen aus dem Kreise der Spielkameraden seines Bruders. Als der neue Stiefvater aber der Mutter Zärtlichkeit zu ihrem Sohn untersagt und ihm nur mit Härte begegnet, wird das Kind - auf der Suche nach Zuwendung - zum geeigneten Zielobjekt eines pädophilen Nachbarn. Auf perverse Weise nutzt dieser die Sehnsucht des kleinen Frank aus, groß und stark zu werden und all den Kränkungen seiner Umgebung zu entgehen. Was dann folgt, ist die Hölle, ist Inferno: der Nachbar vergeht sich nicht nur selbst an dem Jungen, sondern vermietet ihn an andere Männer. Nur so, werde er groß und stark - suggeriert der Nachbar dem Jungen ein. Nicht gesichert, aber wahrscheinlich ist, dass Franks Eltern davon wussten, und es billigten. Eine Entwicklung nimmt seinen Lauf, an deren Ende neben unzähligen Tierquälereien und Tiertötungen schlimmster Missbrauch und pervertierte Morde an Frauen stehen.
Im Buch trägt der Mörder einen anderen Namen.
Dieses "Muster" findest du bei vielen Serientätern, aber nicht alle Menschen, die ähnliches erlebt haben, werden natürlich zu Serientätern. Es muss also etwas tief vergraben sein, um solche Grausamkeiten zu "wecken". Wäre dieser Junge aber normal aufgewachsen. wäre es zu diesen Taten wohl nicht gekommen.
Das Buch kann helfen, Fehlentwicklungen schon im frühen Stadium zu erkennen. Es ist aber keine leichte Lektüre, sie geht an die Grenzne des uns vorstellbaren.
Weiterführende Literatur:
- alle Bücher des Profilers und Kriminalhauptkommissars Stephan Harbort u.a. "Das Serienmörderprinzip". Unheimlich gut und spannend geschrieben - und (leider) wahr - wie alle seine Bücher sehr empfehlenswert
- schaue unter youtube "Frank Gust"