Naja, ich hatte auch schon düstere Zeiten in meinem Leben und habe auch relativ früh schon Erfahrungen mit dem Tod gemacht, in meinem Umfeld. Und ich hatte dann auch eine negative Sicht.
Heute habe ich aber eine andere Sicht als früher, ich verstehe mehr und ich bin positiver eingestellt. Aus eigenen Erfahrungen heraus kann ich sagen, die eigene Sicht und die eigene Gemütslage haben einen starken Einfluss auf das Weltbild, das man selbst wahrnimmt. Du siehst das Leben als eher negativ und sinnlos an, dies kann ich aus meiner heutigen Sicht nicht bestätigen, aber ich kann deine Sicht nachvollziehen und sie ist nicht falsch. D.h., für dich selbst ist es momentan so stimmig, wie du es siehst. Aber ich möchte dir sagen, es gibt noch eine andere Welt, ein anderes Leben, hier und jetzt, unglaublich groß und reichhaltig, viel mehr als ein Warten auf den Tod. Momentan siehst du es nicht, aber auch in dieser, "anderen" Welt gibt es einen Platz für dich. Auch für dich gibt es Glück, Licht und Wärme.
Bitte gib nie auf, blicke hinter die Fassaden und schaue was hinter dem Gewohnten liegt. Du musst auch nichts hinterherlaufen, es hängt alles mit deiner Sicht zusammen. Nichts kann dich wirklich glücklich machen, nur du selbst, wenn du über dich hinauswächst. Leider ist es unerklärlich, so wie man den Geschmack einer Erdbeere nicht so beschreiben könnte, dass es jemand wirklich versteht, wenn er es noch nie probiert hat. Es geht nicht, er muss es selbst probieren um wirklich zu wissen und verstehen, wie eine Erdbeere schmeckt. Und selbst dann ist es noch subjektiv und kann von jedem anders empfunden werden.
Also, probiere das Leben selbst. Was mir anfangs half waren vorallem die Natur und Tiere. Was ist das Leben für sie? Was machen sie, was passiert? Beobachte sie und urteile nicht gleich, lasse neue Erkenntnisse zu ;)
Ich warte nicht auf den Tod, bemühe mich, überhaupt nicht zu warten, denn das Leben ist hier und jetzt, nur in dem Moment. Vergangenheit und Zukunft sind letztlich nur ein Teil der Gegenwart, denn nur durch die Gegenwart kann man die "Zeit" erreichen. Aber man kann ebenso auch einfach hier bleiben. Und ich gehe auch ebenso nicht dem Ende entgegen, da der Tod aus meiner heutigen Sicht kein Ende mehr ist. Das wurde mir durch den Buddhismus aufgezeigt, jetzt kann ich es selbst nachvollziehen. Das Leben ist Veränderung, alles verändert sich, immer und stetig. Doch nichts entsteht aus dem Nichts heraus, und nichts verschwindet einfach so und wird "Nichts". Eine Wolke entsteht aus Wasserdampf, dann wird sie zu Regen oder Schnee, sie ist nicht mehr sichtbar, aber immer noch da, in anderen Formen, in dem Regen und dem Schnee und später in den Flüssen und auch Pflanzen und Lebewesen. Nichts verschwindet, auch wir nicht, nur sind wir komplex, bestehen aus vielen Anteilen und es ist nicht so einfach zu verstehen wie bei einer Wolke. Und hier kommt uns auch unser Selbstbild in die Quere.
Aber was ich auch sage, das alles klingt abgedreht, dessen bin ich mir bewusst. Es muss und soll mir auch niemand etwas einfach glauben, im Gegenteil, jeder sollte das Leben selbst erforschen. Man neigt dazu, durch alle Erfahrungen die man bereits gemacht hat, an bestimmten Erkenntnissen festzuhalten. Nur ist die Welt unglaublich vielfältig und detailreich, es gibt immer Neues zu entdecken und lernen, es lohnt sich, offen dafür zu bleiben. Unser heutiges Wissen ist auch schon sehr fortgeschritten, denkt man, aber trotz all den Erkenntnissen liegt das meiste noch immer im Dunkeln. Unser Wissen über die Welt und das Leben ist immer noch nur ein Bruchteil unseres Unwissens darüber.
Wenn man sich aber mit anderen austauscht und alles unvoreingenommen erkundet, dann wird man daran bald schon wachsen und man kann mehr und mehr hinter die gewohnten Dinge blicken.
Du solltest nicht warten, denn alles wartet auf dich :)
Auch der Tod, klar. Aber was du jetzt siehst ist ein schreckliches Bild von ihm, in echt ist er gar nicht so schrecklich, denn auch der Tod ist ein Teil des Lebens, er gehört zu allem dazu, er ist kein "Feind", der uns alles nimmt, was wir jemals hatten. Ein "Ende" bedeutet immer auch ein "Anfang". Auch dein jetziges Weltbild wird sterben müssen, damit ein Neues an diese Stelle tritt. Tatsächlich zerfällt es in jedem Moment teilweise, und in jedem Moment kommen neue Erkenntnisse dazu. Wenn man immer auf das Gewohnte blickt, dann wird auch das gewohnte Bild rekonstruiert - aber wenn man Neues zulässt, dann wird sich auch das Bild nach und nach ändern.