Ich bezweifle, ob es soetwas überhaupt gibt. Denn wenn man sich die Geschichte auch der Wirtschaft, also aller Organismen ansieht, so meine ich daß sich hier alles mögliche an Führungskräften findet, die man zweifellos als solche bezeichnen kann ... Es wäre also zumindest noch zu fragen, was wann wo und warum zu führen ist.
Denn ich habe auch nie beobachtet daß es "erlernbar" wäre zu führen. Alle Qualifikationen, die man ganz gerne also "Führungseigenschaften" bezeichnet, stammen bestenfalls aus Beobachtungen tatsächlicher Führungskräfte. Also verändert sich dieses Bild auch laufend.
Weil wie ich denke zu führen ganz einfach von der Situation, den verschiedensten Begabungen, der persönlichen Position im Rahmen von Lebensumständen etc. abhängt. Es kann z. B. in bestimmten Situationen derjenige die beste Führungskraft sein, der in anderen Situaitonen völlig fehl am Platz ist.
Man nehme Johanna von Orleans, die als einfaches Bauernmädchen sicher keine Ahnung von militärischer Taktik hatte, sondern einfach aus ihrem Sendungserleben heraus auf Hurrah gesetzt hat, was einfach durch die Umstände zu den Effekten geführt hat.
Manchen legendärer Firmengründer war auch sicher alles andere als ein umgänglicher Mensch mit zwischenmenschlicher Kompetenz, sondern ein ungeheurer Despot. Er hatte nur zum richtigen Zeitpunkt auch das Glück und den Verstand, daß seine Ideen, seine Vorstellungen auch tatsächlich Erfolg hatten.
Schon der Umstand, daß die "Theorien" über das richtige Führen alle paar Jahre zum Teil völlig anders aussehen, daß alle paar Monaten irgendjemand wieder erklärt, was man zum Führen bräuchte, sollte mißtrauisch machen. Z. B. habe ich Führungskräfte erlebt, die nach bestimmten Seminaren, die "Führungsqualifikationen" vermitteln sollten, ihre Kompetenz noch mehr eingebüßt haben, weil sie nur noch belächelt wurden ...
Die Praxis zeigt auch, daß ein und dieselbe Position von völlig unterschiedlichen Leuten - wo einer dem anderen vermutlich die Führungskompetenz absprechen würde - ausgefüllt werden kann, und beide haben auf ihre Art die richtigen Schlüsselqualifikationen. Der eine mit eiserner Faust, weil eine Firma vor dem Konkurs steht (diesmal vertrauen ihm die Leute genau deshalb), sein Nachfolger wiederum schafft einfach ein Klima das alle bei Laune hält, während er vom Tuten und Blasen sonst wenig Ahnung hat - selbst das habe ich oft genug erlebt, daß das in bestimmten Situationen überhaupt nichts macht. Manchmal zählt, daß jemand einfach ein lieber Kerl ist, den seine Frau vor Blödsinn bewahrt, manchmal daß er eine wilde Sau ist der sich von niemandem was dreinreden läßt (und auch damit wieder manchen Unsinn macht) ...
Auch aus Erfahrung also halte ich den heute verbreiteten Glauben, es gäbe so etwas wie erlernbare Führungskompetenz für völligen Unsinn. Vielmehr gilt, was immer galt: tun, was IN EINES ANSICHT zu tun ist, und sich nicht abbringen lassen, auch dann dazu zu stehen. Dazu jede Menge Wurschtigkeit genau darum, ob man denn nun auch geeignet wäre zu führen (was auch die Kinderstube so bedeutend macht), und Mut zur Wirklichkeit. Die Leute, die es wirklich zu Führungskräften bringen oder brachten (oder es aus der Familie heraus waren) haben einfach nur getan was sie meinten tun zu müssen, eine andere Deckungsgleichheit unter Führungskräften sehe ich nicht. Das nämlich ist auch das, was eine "Persönlichkeit" ausmacht: Sie selbst sein - die einzige Grundvoraussetzung um zu führen. Das schaut aber je nach Mensch ganz anders aus.