Frage:
Vorurteile erlernt oder sind sie unveraenderbar?
RoteHexe
2007-09-28 15:19:23 UTC
Meinung 1: Vorurteile sind erlernt, von frühester Kindheit aufgeprägt, behindern uns in unserer Sicht der Dinge. Bei den meisten Menschen sind sie so tief verwurzelt, daß sie sich nicht mehr ändern können.

Meinung 2: Vorurteile sind zwar da, aber man hat jederzeit die Möglichkeit sie zu überwinden und es gibt genug Menschen, die dies wollen und tun.

Ich sag's mal so, Vorurteile und festgefahrene Meinungen hat jeder.

Aufgepraegt sind sie auch, das ist wohl klar. Vielleicht ist auch eine unterschwellige Furcht vor Fremdem angeboren. Ueberwinden kann man sie sicher, nur denke ich auch, und ich zaehl mich in Teilbereichen dazu, dass viele in ihre Pfade so tief ausgetreten haben, dass sie kaum noch ueber die Grasnarbe schauen koennen. Es gibt Menschen, die anders leben, und es gibt Menschen, die sich für jeden anderen Menschen interessieren, egal, wie anders er lebt.

Wie seht Ihr das?
Dreizehn antworten:
Lannus
2007-09-28 15:59:55 UTC
Rote Hexe, es ist alles und wieder nichts.

Erlernte Verhaltensmuster sind in bestimmten Prägephasen vorhanden, aber davon gibt es mehrere und nur wenn sich der Mensch in diesen unterschiedlichen Phasen nicht öffnet, dann wird er seine Vorurteile nicht überdenken und revidieren können.

Mir sind Menschen bekannt, die unterschiedlichste Stempel aus Familie und Umwelt erhalten haben und sich teilweise und auch mehr konträr entwickelt haben.

Was aber auch bedeutet, dass es wahrscheinlich nur dann geschehen kann, wenn sich das Umfeld eines Menschen ändert und verändert.

Vorurteile entstehen eigentlich überwiegend aus Unwissenheit und durch stark einschlägige Erfahrungen die wie Engramme eingebrand sind.

Aus seiner Gewohnheit auszubrechen bedeutet für viele Menschen einen zu großen Kraftaufwand und deshalb heult man lieber mit der Masse, es ist ja einfacher.

Es gibt intro- und extrovertierte Menschen, die aber in ihrer Art zu denken unterschiedlich zu bewerten sind. Ein extrovertierter Mensch wird es leichter haben auf einen Menschen zuzugehen, aber genauso schnell kann er sich abwenden, was bei einem introvertiertem Menschen erst eine vorsichtige Annäherung bedeutet und dann ein festes Freundschaftsgefüge entsteht. Pfade werden von den Menschen getreten, die sich mit nichts und niemand auseinandersetzen wollen und sich in ihrer Ruhe nicht gestört fühlen wollen. Es könnte ja etwas nicht fassbares geschehen und dann würde der Trott ins holpern kommen.

Feste Meinungen basieren häufig auf gemachte Erfahrungen oder man hat für sich gewissen Grundsätze gelegt nach denen man sein Leben gestalten möchte. Ich habe selbst Prinzipien nach denen ich handel und lebe - diese umzustoßen Bedarf einer großen Überzeugungskraft.

Natürlich spielen die verschiedensten Ängste und eine vorgelebte erlernte Unterwürfigkeit eine erhebliche Rolle in der Entwicklung eines Menschen, die es gilt abzustreifen und zu bewältigen.

Es wird sich für einen und im Zusammenhang zu anderen Menschen nur dann etwas verändern können, wenn man täglich bereit ist die inneren Machtkämpfe auszuführen um öfter als Sieger gekört zu werden.

Ich meine, dass jeder Mensch der will, seine Vorurteile verändern kann und mit neuen Gefühlen auf andere Menschen zugehen kann - es fehlt häufig nur das Schlüsselerlebnis!



Anmerkung:

Liegt mir mal so auf der Seele!

Hier wurde nach einer Meinung gefragt und nicht nach einer Abstimmung. Wann begreifen das hier einige endlich. Wem hier mein Text zu hoch ist und er diesen nicht versteht, kann mich fragen oder selbst eine Antwort mit einer Anmerkung an mich verfassen. Für mich stellt das kein Problem dar.

Aber für kleine nichtssagende 2-Zeiler wird der Daumen nach oben verteilt. Ehrlich - wie weit wollen einige ihre Armutszeugnisse ins Unendliche erweitern? Es stört mich nicht, ob mich einige hier vielleicht nicht leiden können, denn ich werde weiterhin das Jucken sein, das man nicht kratzen kann. Und ich teile nur aus meinem Nähkästchen mit, wem es nicht gefällt überlese doch zukünftig meine Antworten geflissentlich.
irgendjemand
2007-09-28 22:33:33 UTC
Es gibt neuerdings wissenschaftliche Studien, die "beweisen", dass Menschen sich auch im Alter noch ändern können ... is das nicht `ne schöne Nachricht ?

;)
Katzenfreundin
2007-09-28 22:48:41 UTC
Vorurteile können sehr wohl durch die Erziehung und durch das Umfeld entstehen. Sie werden immer wieder geäussert und sie werden durch jede gleichlautende Äusserung immer wieder bestärkt.



Aber man kann versuchen sie abzulegen. Das geht!

Gehen tut das ganz gut, wenn man sich über Dinge oder Menschen, gegen die Vorurteile bestehen mal umfassend informiert.

Oder bei Handlungen die man nicht versteht oder ablehnt, mal Motivation oder Hintergründe zu erfassen.



UND den Mut hat, dann diese geänderte Meinung auch GEGEN Kritik von anderen zu vertreten und dazu zu stehen.



Es muss aber schon der WILLE da sein, etwas mit mehr Abstand und Ehrlichkeit zu beurteilen.



Es kann sein, das jeder Vorurteile hat, aber es muss nicht dabei bleiben!
Dr. House
2007-09-28 22:40:20 UTC
Vorurteile sind immer erlernt! Man kann sie aber abtrainieren, wie schlechte Gewohnheiten. Dazu muss man lediglich die vorhandene Konditionierung durch eine andere Konditionierung löschen.



Da die meisten Menschen aber sehr bequem sind, bedienen sie sich der Vorurteile gerne, denn dann braucht man nicht mehr über die Sache nachdenken - Schublade auf, rein damit und fertig!
q.e.d.
2007-09-28 22:27:43 UTC
Vielleicht passt das Beispiel nicht ganz, aber Kinder verabscheuen Gemüse und insbesondere Spinat. Mit der Zeit finden sie es dann aber doch ganz essbar.

Das wäre ein Indiz für veränderbare Vorurteile. Mir geht es im weiteren Leben ähnlich: viele vorschnelle Urteile oder Meinungen habe ich später revidiert. Leider gibt es jedoch auch ungünstige erste Eindrücke, die sich mit der Zeit bestätigen. Aber man sollte so oder so die Chance zum Hinterfragen nutzen.
2007-09-29 07:08:19 UTC
Natürlich sind die meisten Vorurteile entweder anerzogen (Beispiel eine Frau unterbrach Leroys Spielen mit ihrem Sohn indem sie ihn wegzog und sagte "Wir spielen nicht mit Negern, die taugen nichts"), durch schlechte Erfahrungen entstanden oder durch das Umfeld (meine Oma, in Nazideutschland aufgewachsen ist so geimpft worden, dass sie heute noch der jüdischen Bevölkerung misstraut) oder die Medien beeinflußt (Hetzerei gegen Muslime etc).

Doch der Mensch an sich, wenn er denn dazu bereit ist, kann umlernen und wenn er sich bemüht oder meist reicht es auch wenn er die Augen mal richtig auf macht und die Menschen gegen die (oder gegen deren Herkunft/Landsleute/Bevölkerungsgruppen etc) er Vorurteile hat besser kennenlernt.

Dann kann sehr leicht ein Umdenken stattfinden, man muß nur offen dafür sein und sich nicht total beeinflussen lassen.

Als Eltern sollte man sich bemühen seinen Kindern mit auf den Weg zu geben eine eigene Meinung über andere Menschen zu bilden und sich nicht gleich beeinflussen zu lassen (z.B. ein neues Kind kommt in die Klasse, der Freund oder andere sagen der/die ist doof, und wenn man sie dann doch näher kennenlernt weil man nicht auf das Gerede hört gewinnt man eventuell einen Freund fürs Leben).

Ausserdem sind wir denn Gott das wir andere verurteilen dürfen?

Wenn ich mit jemandem nicht klar komme bleib ich fern, aber ich verurteile ihn nicht oder rede schlecht, soll sich jeder seine eigene Meinung bilden.

Und ein Vorurteil kann ich selbst locker wiederlegen ;-)

Blond ist nicht gleich blöd !!! ^^

Gruß, eine waschechte Blondine ;-)
paradox
2007-09-28 22:27:36 UTC
Ich würde dir gern ausführlich und weise antworten, aber du hast ja schon alles Wichtige geschrieben. Mir bleibt nur ergriffenes Schweigen...
2007-09-28 23:26:04 UTC
Vorurteile entstehen meist durch die Erzählungen der Leute, denen man vetraut oder durch den berühmten Ersten Eindruck. Auch Erzählungen anderer Leute sind ein solcher Erster Eindruck. Und der ist leider prägend. Deshalb machen es Hochstapler oder Manipulateure immer so, daß sie einem Menschen als erstes immer mit einer Offenheit und Herzlichkeit begegnen, daß es einen erstmal umhaut. Von diesem positiven Bonus zehren diese Leute auch dann noch, wenn man sich von ihnen die eine oder andere Gemeinheit eingefangen hat, denn die Leute erhoffen immer noch, daß alles wieder so wird wie zur Zeit des ersten Eindrucks.



Leute dagegen, die erstmal zurückhaltend und reserviert erscheinen, haben von vornherhein schlechte Karten. In den ersten 3 Sekunden prägt sich das Bild eines Menschen bei einem anderen ein und dagegen kommen beide nur sehr schwer an. Der anfangs eher Zurückhaltende muß nämlich sehr kämpfen, um die Vorurteile zu bekämpfen, egal, was er macht, es wird immer durch den ersten Eindruck zunichte gemacht, auch, wenn dieser lange zurückliegt. Du siehst, Vorurteile positiver und negativer Art sind hartnäckig. Das hat leider die Evolution so eingerichtet. Manche sind offener und revidieren sich schneller, aber 80% der Leute sind eher Mitläufer und festgefahren in einmal gefaßten Meinungen - und seien es Vorurteile ohne reelle Basis.



@q.e.d: Apropos von wegen alle Kinder hassen Gemüse und vor allem Spinat. Auch so ein Vorurteil. Ich habe Gemüse und Spinat immer geliebt.
?
2007-09-30 14:13:30 UTC
Du hast im Grunde genommen deine Frage selber beantwortet, und somit möchte ich gar nichts mehr da hinzufügen. Toller Beitrag!
Tahini Classic
2007-09-29 22:20:34 UTC
Erfahrung veraendert Vorurteile. Das habe ich mein ganzes Leben lang erfahren, und meine Bewertungsgrundlage fuer viele Dinge fundamental umgestossen.
Anne
2007-09-29 10:09:56 UTC
Vorurteile sind Glaubenssätze die du kritiklos übernommen hast. Jeder Mensch, sollte sich einmal fragen. Ist das was ich denke, wirklich meine eigene Meinung, oder denke ich das nur, weil ich es so von anderen übernommen habe?



Wenn du darüber nachgedacht hast, wirst du einige Meinungen, Glaubenssätze, revidieren.



Anne
retep
2007-09-29 05:11:10 UTC
mit der 2.meinung einverstanden.
janpeter b
2007-09-28 22:52:20 UTC
Sehr schöne Frage!

Vorurteile entstehen - meiner Meinung nach - durch Erziehung, Erleben und durch Medien.

Es liegt an einem selbst und an seinem Charakter , wie er mit (unbewussten) Prägungen umgeht.

Meines Erachtens kommt es u.a. auch darauf an, ob man bereit ist sich selber zu verändern. Ob sich ein Vorurteil bestätigt, hat zudem mit der Herangehensweise an die Bevorurteilten zu tun. Gibt es vielleicht in einem selbst Dinge, die bestimmte Handlungsweisen provozieren? Denkt man in Schemata, die Verhaltensweisen (erst) hervorrufen?

Man sollte zwischen Menschenkenntnis, Erfahrungen und Vor(ver)urteilen unterscheiden, dann wird ein Schuh daraus!



@alexa- deine Antwort liest sich ja ganz gut, nur trieft sie dummerweise ihrerseits gleichzeitig von Vorteilen, um die es hier nun mal geht;-)


Dieser Inhalt wurde ursprünglich auf Y! Answers veröffentlicht, einer Q&A-Website, die 2021 eingestellt wurde.
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